Sirtaki und seltsame Geschichten

„Jamas“ schallt es uns entgegen, als wir, endlich dem nervenden Dauerregen entkommen, den kleinen Raum am Fuße des Stadtbergs in Dillingens Altstadt betreten; der Typ, der so gerne zuprostet, heisst dem Klischee entsprechend wirklich Wasily, ist Grieche und spricht nur einige wenige Brocken Deutsch oder wahlweise sehr interessantes und phantasievolles Englisch.
Er fährt mit seinem LKW diverse Waren von England bis Italien – aber da man ja auch ab und zu Pause machen muss, besucht er heute zusammen mit seinem ebenfalls sehr geselligen Kumpel Jonny den Quinta-Wirt. Es ist erstaunlich, über wie vieles man sich bei einem eiskalten Bier aus dem grossen Selbstbedienungs-Kühlschrank unterhalten kann.

Unser Gespräch wird immer wieder von einer unentwegt Ouzo-trinkenden, dunkelhaarigen Frau torpediert, was allerdings keineswegs stört, da sich hier eigentlich sowieso jeder kreuz und quer mit jedem unterhält; ehe ich mich versehe, erzählt sie mir wundersame Geschichten von Camping, Schlafsäcken, Isomatten und ihrer Hochzeit, die sie auf traditionell indianische Art gefeiert hat; ich höre ihren detailgetreuen Erzählungen verzückt zu, nicht ohne ihr klarzumachen, dass Zelten für mich seit meinem ersten Urlaub mit Kumpels am Bodensee die Urlaubs-Hölle schlechthin ist und dass ich Menschen, die in ihrer Freizeit in Tipis rumsitzen und Friedenspfeife rauchen, im Prinzip nicht verstehen kann.

Die Musik, die der Quinta-Wirt auflegt, kommt aus einem kleinen Portable CD-Player; unseren Ohren wird ein wilder Mix aus griechischen Evergreens (die er natürlich lauthals mitsingt), Klassikern der englischsprachigen Rockmusik und immer wieder Sirtaki in verschiedensten Versionen, der die Indianerin zum sofortigen Tanzen und Ouzo-Bestellen bringt, serviert. Das wiederum bringt den jähzornigen Typ, der schon den ganzen Abend an ihr rumbaggert, ziemlich auf die Palme – denn offensichtlich gibt sie sich den Rythmen lieber alleine hin, anstatt dieses mit ihm gemeinsam zu tun…ein Weissbier in dunkel und ein Schnäpschen aus der mysteriösen Quinta-Bar machen die Sache für ihn ein bisschen leichter..

der Jürgen neben mir sieht inzwischen ziemlich hungrig aus…das erkennt der Quinta-Wirt natürlich sofort und es entsteht neben mir ein eingehendes und sehr individuelles kulinarisches Beratungsgespräch. Mitten in der Nacht wird dann umgehend ein authentisches griechisches Mahl gezaubert und serviert, das das hungrige Mäulchen zur kompletten Zufriedenheit stopft.

Nach weiteren zwei Stunden wunderlicher Unterhaltungen und interessanten Erkenntnissen machen wir uns wieder auf, hinaus in die immer noch verregnete Nacht; nach diesem Abschluss des Abends sind wir äusserst gut gelaunt – auch wenn wir unsicher sind, ob es mehr an unseren schönen und eigenwilligen Erlebnissen hier lag oder einfach nur an der Wirkung der konsumierten griechischen Getränke des Quinta-Wirts, die uns ein Lachen auf die Gesichter zaubert…

2 thoughts on “Sirtaki und seltsame Geschichten

  1. Jürgen der hungrige

    Hallo du Poet,

    jedesmal wenn ich diese Zeilen lese(ehemals WG-online homepage), stelle ich mit Freuden fest, das mein lieber Marcus schreiben kann. War damals ein sau geiler Abend beim Griechen.

    Mille

  2. Jürgen der hungrige

    Hallo du Poet,

    jedesmal wenn ich diese Zeilen lese(ehemals WG-online homepage), stelle ich mit Freuden fest, das mein lieber Marcus schreiben kann. War damals ein sau geiler Abend beim Griechen.

    Mille

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